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Christoph Neuhaus gründete 2018 mit Dr. Alexander Ey wertfaktor und brachte den Immobilien-Teilverkauf auf den deutschen Markt. Im Interview spricht er über die Unternehmensgründung und was man als ArbeitnehmerIn mitbringen sollte, um bei wertfaktor ins Team zu passen.
Christoph, du hast wertfaktor 2018 gegründet. Was hat dich dazu bewogen, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen?
Ich habe schon in meiner Studienzeit davon geträumt, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Nur leider fehlte mir lange die zündende Idee und ein bisschen auch die persönliche Reife. Mit 30 habe ich dann meinen MBA in Paris gemacht und wäre danach theoretisch bereit gewesen. Nur leider scheiterte es dieses Mal am notwendigen Startkapital, weil viel Geld in mein Studium geflossen ist. Also habe ich noch zwei, drei Jahre gearbeitet, für Endeit Capital den deutschen Markt aufgebaut und mich dann erst relativ spät mit 37 selbstständig gemacht.
Weil dann die zündende Idee kam?
Nein, weil ich einfach dachte „Jetzt ist Schluss, du kannst nicht die ganze Zeit nur davon träumen!“. Eigentlich hatte ich den perfekten Job, und alle haben mich für verrückt erklärt. Zum Glück kam die richtige Geschäftsidee dann doch recht schnell und dann ging es Schlag auf Schlag. Heute bereue ich, den Sprung nicht schon deutlich früher gewagt zu haben.
Hattest du in der Gründungsphase jemals Angst zu scheitern?
Ehrlich gesagt kommt jetzt erst der Moment, an dem ich Angst habe zu scheitern. Ganz am Anfang gab es ja eigentlich nichts zu verlieren. Die erste Gründungsphase war geprägt von vielen kleinen Schritten und Meilensteinen, die eher einfach zu erreichen waren und den Erfolg gar nicht in Frage gestellt haben. Inzwischen haben wir mit wertfaktor aber etwas Großartiges aufgebaut: wir haben viele MitarbeiterInnen, zufriedene KundInnen, sind am Markt bekannt. Jetzt ins Schlingern zu kommen, wäre wesentlich schlimmer als zu Beginn.
Was war die größte Herausforderung, die sich dir seit der Gründung gestellt hat?
In unterschiedlichen Phasen gibt es unterschiedliche Herausforderungen. Die größte stellte sich aber definitiv im letzten Jahr. Wir sind 2020 so stark und schnell gewachsen, dass uns die Kreditmittel ausgegangen sind. Als Konsequenz konnten wir keine Häuser mehr ankaufen und mussten erstmal neue Finanzierungspartner finden, obwohl vorher alles perfekt lief. Im Nachhinein hätte ich schon deutlich eher die Notbremse ziehen und weniger ankaufen sollen, um die Mittel über das Jahr zu strecken. Das passiert mir definitiv nicht noch einmal. Inzwischen sind wir aber wieder voll auf Kurs.
Wir haben neue Bankpartner gewonnen, uns Kreditlinien gesichert und in der letzten großen Investmentrunde Kapital in zweistelliger Millionenhöhe eingesammelt. Die Kasse ist also gut gefüllt und wertfaktor ein grundsolides Unternehmen.
Kommen wir zum Thema MitarbeiterInnen: Welcher Typ Mensch passt am besten zu wertfaktor?
Für mich ist der perfekte Mitarbeiter jemand, der engagiert und aggressiv arbeitet. Jemand, der weiß, dass einem das Morgen nicht geschenkt wird, sondern heute die Weichen für künftigen Erfolg gestellt werden. Denn genau jetzt entwickelt sich ein neuer Markt, jetzt entscheidet sich, wer der Marktführer wird. Aktuell ist das wertfaktor und diese Position verteidigen wir. Dafür muss man die richtige Motivation mitbringen, allerdings – und das ist mir wichtig – ohne aggressiv gegenüber seinen Mitmenschen und KollegInnen zu sein. Das hört sich zwar klischeehaft an, aber einen aggressiven Sales-Mitarbeiter, der die Kunden wie ein schleimiger Autoverkäufer umwirbt, passt nicht zu uns. Wir sind ein tolles Team, wir wollen uns alle unterstützen und aufeinander verlassen. Nicht umsonst nennen wir uns die wert-Familie.
Wie überzeugst du gute BewerberInnen im Vorstellungsgespräch?
Als junges Unternehmen ist es schwierig, richtig gute Leute zu finden. Die gehen oft lieber zu den großen Namen. Gerade am Anfang musste ich deshalb viel persönliche Überzeugungsarbeit leisten. Ich versuche immer, BewerberInnen zu vermitteln, dass hier gerade etwas Großes entsteht. Wie schon gesagt, der Markt für den Immobilien-Teilverkauf entwickelt sich gerade erst und mit wertfaktor hat man die Chance, dabei zu sein, wie ein neues Geschäftsfeld geschaffen wird. Dementsprechend entwickelt sich auch wertfaktor sehr schnell weiter. Das bietet enorm viele Freiräume, mitzugestalten und Ideen einzubringen – und ich glaube, genau das macht es spannend und reizvoll, Teil dieser Revolution zu sein.
Wie würdest du deinen Führungsstil beschreiben? Hat er sich im Laufe der Zeit verändert?
Ich war am Anfang sehr bestimmend, denn ich war in alle Themen involviert und habe überall mitgeholfen. Mittlerweile habe ich aber eine sehr gute Führungsriege und lasse immer mehr inhaltlichen Freiraum. Ob die Broschüre jetzt gelb oder grün wird, ist mir egal – Hauptsache, sie ist übermorgen fertig. Da sind wir wieder beim Thema Zielstrebigkeit. Ich erwarte viel, bin aber auch jederzeit für meine MitarbeiterInnen da. Und solange ich sehe, dass das Schiff in die richtige Richtung fährt, stört mich auch nicht, ob es ein bisschen weiter links oder rechts segelt.
Wie sieht es mit der Feedback- und Fehlerkultur bei wertfaktor aus?
Wir sind sehr offen. Ich versuche grundsätzlich, schnell Feedback zu geben. Gleichzeitig spiegle ich dem Team, dass ich es ebenfalls schätze, Feedback zu erhalten. Sonst denken noch alle, sie dürften das nicht, weil ich ja der Chef bin. Aber ich will mich natürlich auch verbessern, und wenn meine Präsentation schlecht war, kann man das auch klar sagen.
Was die Fehlerkultur anbelangt: Ich bin Perfektionist. Ich erwarte von meinen MitarbeiterInnen, dass sie sich Mühe geben und Sachen sauber und ordentlich abgeben. Schlampigkeit ist nicht akzeptabel. Es ist aber vollkommen ok, wenn jemand einen herzhaften Fehler macht. Jeder kann zum Beispiel einen Brief aus Versehen falsch abschicken, er sollte nur nicht lieblos und ohne Unterschrift erstellt werden. Man muss sich Mühe geben – und wenn dann trotzdem was schief geht, kein Problem. Aber mangelnde Sorgfalt ist ein No-Go, denn es geht bei unserem Geschäft um sehr viel Geld und Verantwortung.
Was schätzt du besonders an deinem Team?
Ich bin sehr stolz darauf, was wir gemeinsam aus wertfaktor gemacht haben. Eine gute Geschäftsidee macht rund 20 Prozent vom Erfolg aus. Aber die restlichen 80 Prozent hängen von einem guten Managementteam und den MitarbeiterInnen ab. Wir haben besonders in der Krisenphase gesehen, dass das Team einen unglaublichen Spirit und Kampfgeist an den Tag legt und extrem stark zusammensteht. Der Familienaspekt ist voll da und wird von vielen MitarbeiterInnen gelebt. Wir alle wollen wertfaktor mitgestallten und voranbringen. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich Freitagabend an der Küche vorbeigehe und sechs MitarbeiterInnen zusammen Dart spielen. Bald gibt es hoffentlich auch wieder gemeinsame Events wie Kanu- und Fahrradtouren oder Grillabende.
Welches Erlebnis ist dir in besonderer Erinnerung geblieben?
Es gab so viele tolle Momente, aber wirklich grandios war, als wir im ersten vollen Jahr nach der Gründung 100 zufriedene KundInnen erfolgreich abgeschlossen hatten –nachdem wir eigentlich nur mit 50 kalkuliert hatten. Das Ziel im Business Plan zu verdoppeln ist schon ein klasse Gefühl.
Und eine letzte Frage: Wo siehst du wertfaktor in 10 Jahren?
Alexander und ich sind angetreten, um langfristig etwas aufzubauen. Keiner von uns möchte in ein paar Jahren verkaufen, sondern strategisch ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen. Wir bearbeiten mit wertfaktor einen Markt, der sehr viel Potenzial hat. Aktuell ist der Teilverkauf für fünf Millionen Häuser relevant. Da der demografische Wandel uns in die Karten spielt, werden es bald eher sechs Millionen sein. Wir haben aber auch schon Ideen für weitere Produkte, die sich an eine jüngere Zielgruppe und ErstkäuferInnen richten. Und natürlich ist nicht nur der deutsche Markt für uns relevant, wir haben den Blick bereits auf Österreich, die Schweiz und weitere europäische Länder gerichtet. Das Ziel: In 10 Jahren in 10 Ländern Europas mit drei weiteren Produkten aktiv sein.