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Statistisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Überfalls zu werden, für Senioren in Deutschland eher gering: Die „Polizeiliche Kriminalstatistik“ registrierte für das Jahr 2018 11.036 Senioren als Opfer von Gewalt – das sind gerade einmal 7,3 % aller Opfer von Gewaltkrimininalität.
Viele Senioren fühlen sich – aus Angst überfallen oder ausgeraubt zu werden – auf der Straße dennoch unsicher. Doch welche Maßnahmen zum Selbstschutz sind für Senioren wirklich sinnvoll?
Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass Täter keinen Widerstand erwarten. Kommt es auf offener Straße zu einem Überfall, kann zur Selbstverteidigung genutzt werden, was gerade zur Stelle ist. Schon ein wildes Einschlagen auf einen Taschendieb mit der Handtasche kann ausreichen, den Übeltäter in die Flucht zu schlagen. Spezialisten raten zudem, sich mit gezielten Tritten z. B. gegen das Schienbein zu wehren. Lautstarke Rufe können zudem andere Passanten auf kritische Situationen aufmerksam machen. Wenn man sich verfolgt fühlt, sollte man die Öffentlichkeit suchen und die Polizei rufen. Grundsätzlich sollte vor der Entscheidung zur Selbstverteidigung immer der Ruf um Hilfe stehen.
Wer sich trotzdem auf einen Überfall vorbereitet wissen will, sollte die Möglichkeit in Erwägung ziehen, einen Kampfsportkurs zu besuchen. Im Fokus des Trainings sollte dabei immer das richtige Verhalten im Gefahrenfall stehen; kombiniert mit körperlichem Training können Muskelkraft aufgebaut und Reaktionsfähigkeit geschult werden.
Für das Erlernen einer Kampfsportart wie Karate, Judo oder Wing Tsun spricht nicht nur die Fähigkeit, sich selbst verteidigen zu können, sondern auch die positive Wirkung auf Körper und Geist: Beweglichkeit, Kraft, Koordination und Konzentration werden im Kurs nicht nur gefordert gefördert. Für die Kampfkunst mit einem Spazierstock oder einem Regenschirm hat sich mit „Cane Fu“ sogar eine eigene Kampfkunstart etabliert. Abgeleitet ist der Begriff aus dem englischen Wort „cane“ für Stock und der Kampfkunst „Kung-Fu“. In den Kursen werden Schlag-, Stich-, Stoß- und Abwehrbewegungen erlernt.
Immer mehr Kampfsportschulen, aber auch Begegnungsstätten und Volkshochschulen in Deutschland bieten spezielle Kurse für Senioren an. Hier geht es nicht nur darum, sich mit einem relativ geringen Krafteinsatz erfolgreich zur Wehr zu setzen. Teilnehmer lernen auch, wie sie möglichst uninteressant für einen Täter werden. Zum Beispiel, die Handtasche nicht lose über der Schulter oder am Fahrradlenker baumeln zu lassen oder Wertsachen direkt am Körper zu tragen. Wichtig bei diesen Angeboten ist aber auch, das Selbstbewusstsein der Teilnehmer zu stärken. Senioren lernen in diesen Kursen häufig am Anfang, laut zu schreien. Das genügt oft schon, um einen Angreifer in die Flucht zu schlagen.
Nicht nur auf der Straße lauern Gefahren, auch im Eigenheim kann man Opfer von Räubern und Betrügern werden. Neben Einbrüchen kommt es daher häufig zu Raub und Betrug. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, keine großen Geldsummen oder Wertsachen zu Hause zu verwahren. Angeblich verschollenen Familienmitgliedern, die plötzlich vor der Haustür stehen sollte man genauso skeptisch gegenüberstehen, wie dem seriös wirkenden Bankberater, der telefonisch versucht, Vermögenswerts auszukundschaften.
Um auch hier auf der sicheren Seite zu sein, geben Sie grundsätzlich keine Auskünfte am Telefon und verweisen Sie darauf, Anfragen nur auf dem Postweg entgegenzunehmen. Damit Sie Ihre Haustür nicht bei jedem Klingeln öffnen müssen, ist ein Türspion ideal. Denken Sie zudem an Sicherungsmaßnahmen, die ein gewaltsames Öffnen der Tür verhindern. Grundsätzlich gilt immer: Im Zweifel sollten Sie stets die Polizei unter 110 kontaktieren, wenn Ihnen Personen oder Versuche der Kontaktaufnahme verdächtig vorkommen.
Wenn Sie um die Möglichkeiten wissen, wie Sie sich im Notfall effektiv bemerkbar machen und verteidigen können, verschaffen Sie sich damit einen großen Vorteil. Denn die wenigsten Übeltäter rechnen damit, von einem Senioren Widerstand zu erfahren. Im Ernstfall ist der Überraschungseffekt auf Ihrer Seite. Unabhängig vom Aspekt der Selbstverteidigung ist ein Kampfsportkurs für alle Senioren empfehlenswert, die Wert auf körperliche Fitness legen.